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Programmiererinnen für Armee und Raumfahrt

Blick ist die IT-Geschichte und die Rolle der Frauen.
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Quelle: Draper Laboratory; restored by Adam Cuerden, "Margaret Hamilton - restoration", Public domain, via Wikimedia Commons; Design: Christian Duarte Quelle Rakete: RikoBest/shutterstock.com

Heute kaum noch vorstellbar: Programmieren war mal Frauensache. Mathematikerinnen brachten den ersten Universalrechner zum Laufen, erfanden Programmiersprachen und sorgten für moderne Arbeitsformen in der IT-Branche. Frauen bedienten und programmierten die raumgroßen Lochkarten-Anlagen ebenso wie die ersten elektronischen Großrechner. Diese vierteilige Artikelserie zeigt, wie Frauen mit Pioniergeist wegweisende Erfolge erzielten und warum sich das Image des Berufes so grundlegend änderte.


Teil II – Zum Himmel und ins All: Programmiererinnen für Armee und Raumfahrt

Mathematikerinnen entwickelten in den 1940ern bis 1960ern mit viel Pioniergeist die Grundlagen der Programmierung. Sie sorgten dafür, dass es erste Programmiersprachen gab und die ersten Männer um den Mond kreisten.

Grandma COBOL

Eine der wenigen Frauen, die größere Bekanntheit erlangten, war Grace Murray Hopper. Hopper stammte aus einer militärisch-patriotischen Familie und trat während des Zweiten Weltkriegs in die Navy ein. Sie wurde 1944 dem Navy-Computerprojekt zum Bau des Computers Mark I zugeordnet, der ersten programmierbaren Großrechenanlage der USA. Ihre Kontakte im Militär dürften es ihr wesentlich erleichtert haben, in ihrer späteren Karriere in der Industrie viele der damaligen Einschränkungen für Frauen zu überwinden.

Schon Ende der 1940er Jahre sah die promovierte Mathematikerin Einsatzmöglichkeiten für die Großrechner in der Wirtschaft. Die Voraussetzung dafür war aus ihrer Sicht eine anwendungsfreundliche Software.

Hopper entwickelte 1951 das Konzept des Compilers, eines Programms, das Programmierkommandos in Maschinensprachencode umwandelt. Das wurde zur Grundlage für Generationen von Programmiersprachen. Eine davon konzipierte sie selbst: Das an natürliche Sprache angelehnte COBOL wird bis heute für die Programmierung kaufmännischer Anwendungen verwendet. Grace Hopper brachte es den Spitznamen Grandma COBOL ein.

Auf zum Mond: Get the girl!

Nach dem „Sputnik“-Schock von 1957 verstärkten die USA ihre Raumfahrtforschung. Die NASA-Wissenschaftlerin Katherine G. Johnson leistete einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der frühen US-Weltraummissionen. Erst vor wenigen Jahren wurde ihre Geschichte durch den Film „Hidden Figures“ einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Als Frau mit afroamerikanischen Wurzeln hatte sie es besonders schwer. Sie ließ jedoch nicht locker und beeindruckte mit ihrer mathematischen Kompetenz. Johnson schaffte als ihrerzeit einzige Frau den Sprung vom Rechenzentrum in eine andere Abteilung.

Ihre Berechnungen ermöglichten den Erfolg des ersten bemannten amerikanischen Fluges in der Geschichte der Raumfahrt 1961 (“Mission Freedom 7”). Ein Jahr später bat der Astronaut John Glenn Katherine Johnson, die Umlaufbahn seines geplanten Raumfluges (“Mission Mercury Atlas 6”) per Hand nachzurechnen. “Get the girl”, soll Glenn gesagt haben. Obwohl die Flugdaten mittlerweile von Computern berechnet wurden, traute der Astronaut der Mathematikerin Johnson mehr. [1]

Die erste Software-Ingenieurin

Die vielleicht bekannteste Frau hinter der Apollo-11-Mission 1969 ist Margaret Hamilton. Die Mathematikerin hatte sich das Programmieren selbst beigebracht und startete als Softwareentwicklerin am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Sie stieg rasch auf und wurde Direktorin des Apollo Flight Computer Programming. Hamilton war für die Entwicklung der On-Board-Flugsoftware verantwortlich, die für die Navigation während des Mondfluges und für die Landung eingesetzt wurde.

Die Computertechnologie bot zu dieser Zeit nur geringe Speicherkapazitäten. Hamilton prägte den Begriff “Software Engineering” und entwickelte Konzepte für asynchrone Software und prioritätsgesteuerte Aufgabenausführung. Diese bilden die Grundlage für eine moderne, höchst zuverlässige Softwarearchitektur. Hamilton setzte auf ein ausgewogenes Zusammenspiel von Hardware, Software und Mensch: Die Piloten konnten das automatische System unterbrechen und jederzeit die Kontrolle übernehmen. Dieses revolutionäre Konzept hieß “Man-in-the-Loop”. [2]

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