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Interview mit Sarah Fox, Wamoco GmbH
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Portraitfoto von Sarah Fox Quelle: Janina Bunk Fotografie, Fotostudio Winkler

Die Bremer Wamoco GmbH hat Avanja nicht nur bei der technischen Entwicklung der Plattform begleitet, sondern sich auch die zahlreichen Tipps direkt zu Herzen genommen und das eigene Recruiting neu aufgestellt. Im Interview erzählt uns Sarah Fox, Projektmanagerin und Recruiting-Verantwortliche bei Wamoco, wie ihr Avanja bei der Suche nach weiblichen Fachkräften geholfen hat.


Ihr nutzt Avanja, um gezielt weibliche Fachkräfte anzusprechen. Warum habt ihr hier Handlungsbedarf gesehen?

Es ist uns wichtig, als Unternehmen divers aufgestellt zu sein. Wir konnten zunächst nicht klar sagen, warum der Anteil von Bewerberinnen signifikant geringer war. Klar, die Software Magento ist schon speziell und unser Unternehmen ist nicht riesig, aber das allein konnte es ja nicht sein.

Woran liegt es denn deiner Meinung nach, dass es so schwierig ist, Frauen für die IT zu gewinnen?

Wenn man als Frau in einer Branche mit mehrheitlich männlichen Fachkräften arbeitet und es geschafft hat, sich durchzusetzen, dann kann man sich die Jobs aussuchen. Allerdings zieht es dann viele Frauen eher in die großen Firmen oder auch in die Wissenschaft – unter anderem, weil dort spannende Projekte warten. E-Commerce ist also nicht unbedingt das erste, woran Bewerber:innen denken. Aus meinem vorherigen Job in der Erwachsenenbildung weiß ich außerdem, dass Frauen eher dazu tendieren, ihr Know-how für etwas Sinnstiftendes einzusetzen. Dazu gehören zum Beispiel Green Energy oder Projekte im Bildungsbereich.

Welche Rolle hat dann Avanja bei eurem Recruiting gespielt?

Mir hat Avanja sehr geholfen. Dort waren Fakten und Zahlen zu lesen, die zeigen, wie dramatisch die Fachkräftelage in der IT ist besonders in Bezug auf weibliche Beschäftigte. Diese Tatsache betrifft ja einen Wirtschaftsfaktor, der auch die männlichen Kollegen tangiert. So habe ich bei uns noch mehr Support für das Thema bekommen, da ich die Dringlichkeit deutlicher machen konnte. Die Unterstützung dafür war bei uns zwar immer schon da und es wurde auch gesehen, dass das Thema wichtig ist. Aber nicht, wie festgefahren die Strukturen mitunter sind. Diese Tatsache ließ sich durch die Zahlen sehr gut verdeutlichen.

Wie sah der Support denn aus?

Zunächst habe ich im Unternehmen die Relevanz des Themas zur Sprache gebracht. Dann kam die Geschäftsleitung auf mich zu und bat mich, Vorschläge für eine gendergerechte Ansprache auszuarbeiten und unsere Stellenausschreibungen daraufhin sprachlich anzupassen. Die Checkliste „Stellenanzeigen“ hat mir als Guideline geholfen, die Änderungen strukturiert umzusetzen.

In so eine Anzeige fließt viel Arbeit, aber das gleiche erwarten wir ja auch von den Bewerbungen, die uns erreichen.

Sarah Fox

Wie habt ihr die Anzeigen konkret verändert?

Wir haben versucht, unsere Stellenanzeigen so anzupassen, dass sich vor allem Bewerberinnen angesprochen fühlen und denken „in dieses Unternehmen will ich und nirgendwo anders hin“. So haben wir einen Wettbewerbsvorteil generiert. Die Avanja-Checkliste hat gezeigt, dass wir unsere Benefits noch viel besser herausarbeiten können. Wir haben die sozialen Aspekte und unsere Arbeitsweise in der Anzeige hervorgehoben. Für uns war es lange selbstverständlich, dass wir Gleitzeit und flexible Arbeitszeitmodelle haben, die Vereinbarkeit von Job und Familie fördern und dass Tiere bei uns im Büro gerne mitgebracht werden dürfen. All diese kleinen Dinge haben wir nicht betont, weil sie für uns selbstverständlich sind. Durch die Checkliste ist uns klar geworden, dass wir aber genau das benennen müssen, um zu zeigen, was für ein Unternehmen wir sind.

Der nächste Punkt war, diese Dinge nicht einfach runterzuschreiben. Wir haben es so formuliert, dass auch das Herzblut für unsere Arbeit dabei rüberkommt. In so eine Anzeige fließt viel Arbeit, aber das gleiche erwarten wir ja auch von den Bewerbungen, die uns erreichen.

Ein prägnanter Punkt war auch der Titel der Stellenausschreibung. Wir haben uns gedacht, dass in der Bezeichnung „Fachinformatikerin“ der „Fachinformatiker“ ja schon enthalten ist. Deshalb haben wir uns in der Ansprache für die weibliche Form entschieden und (m/w/d) angehängt. Uns ist aufgefallen, dass man in den Stellenportalen damit deutlich hervorsticht.

Gab es besonderes Feedback oder Reaktionen zu eurer Anzeige?

Wir haben deutlich mehr Bewerbungen von Frauen erhalten. Ich hatte mich darauf eingestellt, insgesamt viel mehr Reaktionen auf die Ausschreibung zu bekommen, auch negative. Die blieben aber überraschenderweise aus. Auf Nachfrage haben die meisten Bewerber gesagt, dass ihnen das generische Femininum gar nicht aufgefallen sei. Auch von meinen Kollegen habe ich nur positives Feedback auf die Ausschreibung bekommen. Der Consens im Team war, dass Menschen, die sich an der Formulierung stören, vermutlich eh nicht in unser Team passen würden. Bei den Bewerberinnen kam unsere Formulierung jedenfalls sehr gut an. Viele haben gesagt, dass sie sich besonders angesprochen gefühlt haben.

Es ist nicht schwer, ein bisschen integrativer zu sein.

Sarah Fox

Habt ihr durch das Feedback überlegt, weitere Maßnahmen anzugehen – zum Beispiel gendergerechte Sprache auch in anderen Bereichen zu übernehmen?

Ja, wir haben uns auch den zweiten Punkt der Avanja-Checkliste angeschaut: das Vermeiden von vorrangig männlich assoziierten Begriffen. Diesen Punkt wollen wir in Zukunft auf unserer Website berücksichtigen. Die Ansprache soll somit breiter werden und auch Entscheiderinnen und Projektmanagerinnen in Unternehmen verstärkt ansprechen. Deswegen werden wir unsere Seite auch noch mal neu aufbauen.

Im gleichen Zug wollen wir die Barrierefreiheit weiter umsetzen. Nicht nur in Bezug auf Themen wie genderneutrale Sprache oder die Berücksichtigung farbenblinder User:innen. Wir wollen auch Hürden abbauen, vor denen Frauen in männlich dominierten Branchen stehen. Wir wollen uns bemühen, auch Quer- und Wiedereinsteiger:innen anzusprechen, die keinen gradlinigen, lückenlosen Lebenslauf vorweisen. Für sie ist der (Wieder-)einstieg aus vielen Gründen schwierig. Mitunter vielleicht auch, weil sie sich selbst den Einstieg in die Branche nicht zutrauen.

Gibt es etwas, worauf du als Arbeitnehmerin bei Ausschreibungen von potenziellen Arbeitgeber:innen in Zukunft vermehrt achtest?

Ja, sicher. Da sind zum einen die Bildwelten. Auch hier wurde ich durch Avanja sensibilisiert. Mir ist dadurch aufgefallen, wie häufig sich das Klischee vom männlichen Nerd bei der Anwerbung von Fachkräften in IT-Jobs findet. Oder Fotos von Männern, die sich die Hand geben und einen Business-Deal abschließen. Frauen sind da nur ganz selten zu sehen. Das ist mir vorher gar nicht aufgefallen. Mittlerweile denke ich mir, dass es nicht so schwer ist da ein bisschen integrativer zu sein.

Außerdem ist der Arbeitsmarkt nicht nur im IT-Bereich zum Arbeitnehmermarkt geworden. Die Unternehmen bewerben sich um die Fachkräfte. Es gibt aber immer noch Firmen, die das nicht verstanden haben und in ihrem Wording nur Anforderungen stellen, ohne etwas dafür anzubieten. Es gibt in der IT genug Angebote, deshalb möchte ich schon in der Ansprache das Gefühl haben, dass das Unternehmen Lust hat, ein tolles Team zu erschaffen und nicht einfach nur Mitarbeiter:innen zu generieren.

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