Welche Ratschläge gibst du jungen Wissenschaftler:innen?
Ich berate regelmäßig Hochschulabsolvent:innen und junge Berufstätige, wobei ich die Ratschläge immer auf die jeweilige Person abstimme. Ich selbst habe viele unaufgeforderte Tipps zu meiner Karriere erhalten, die nicht zu meiner Persönlichkeit, meinen Zielen und meinem Hintergrund passten. Ich wurde sogar für meine Entscheidung kritisiert, meinen Doktortitel zu machen, und nicht direkt in die Industrie zu gehen, oder später, die akademische Welt zu verlassen und in die Raumfahrtindustrie zu wechseln, statt mein eigenes Hightech-Start-up zu gründen.
Es gibt eine Sache, die ich immer sage: „Be brave, the sky is not even the limit.“ Ich möchte aber nicht als Motivationscoach wahrgenommen werden. Für First Generation Students, die als erste in ihrer Familie studieren, gilt: Vergleiche dich nicht mit anderen. Gehe deine eigene Geschwindigkeit Wenn man die erste Generation von Fachleuten in der Familie ist, ist der Aufstieg auf der sozioökonomischen Leiter immer etwas schwieriger. Vernetze dich, tritt Berufsverbänden in deinem Bereich bei.
Erkennen deine Superkräfte, zum Beispiel mit dem Gallup-Test und den 16 Persönlichkeiten-Test. Und für Frauen noch ein Buchtipp: „Wie Frauen aufsteigen“. Wähle eine Graduiertenschule, die Coachings zu Führungsqualitäten und ein Doktorandenprogramm anbietet, das Kurse zum wissenschaftlichen Schreiben oder zur effektiven Vorbereitung deiner Verteidigung umfasst und über ein breites Netzwerk verfügt. Hab keine Angst, etwas zu verpassen. Wir alle werden mit Inputs bombardiert. Finde Aktivitäten, bei denen du herauszoomen kannst: Yoga, Malen, Klavierspielen – nicht im Internet surfen.
Du engagierst dich dafür, dass junge, weniger privilegierte Menschen in MINT-Berufe kommen. Wie begeisterst du sie für diesen Bereich?
Ich nenne es romantisch: „Blowing in the wings of future gens.“ Wir leben in einer Welt, die von verschiedenen Technologien gesteuert wird. Digitale Kompetenzen sind genauso wie Lesen oder Schreiben ein Muss. Zugleich ist die Arbeit im MINT-Bereich spannender als je zuvor. Wir haben immer bessere Technologien hier auf der Erde und im Weltraum, wie das Internet der Dinge oder das maschinelle Lernen.
Ich nehme an einer Vielzahl von Outreach-Aktivitäten teil – Karrierepanels, MINT-Veranstaltungen, Beiträge für Wissenschaftsmagazine, Interviews für Zeitschriften und Podcasts, Wikipedia-Einträge über Wissenschaftlerinnen. Wenn ich eine Vergütung erhalte, unterstütze ich Organisationen, die sich dafür einsetzen, weniger privilegierten Kindern Zugang zu Ressourcen für eine qualitativ hochwertige Bildung zu verschaffen, Mädchen für eine mögliche MINT-Karriere zu begeistern und die Öffentlichkeit für den Klimaschutz zu sensibilisieren. Die Zukunft der MINT-Fächer hängt davon ab, dass diejenigen, die bereits dabei sind, der nächsten Generation die Hand reichen.
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) zählt dich zu den 175 inspirierenden Physiker:innen von heute und damals!
Ich fühle mich geehrt, diese Anerkennung zu erhalten. Und ich bin zu Tränen gerührt, wenn ich von meinen Mentees erfahre, dass ich sie dazu inspiriert habe, ihren Abschluss zu machen und nach den Sternen zu greifen. Wir brauchen mehr Wissen in Physik, Chemie und anderen MINT-Fächern, um die globalen Herausforderungen zu bewältigen, die unser Leben beeinflussen, wie zum Beispiel die Umweltverschmutzung, die Armut und die digitale Kluft und um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.