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Als Programmieren männlich wurde

Blick ist die IT-Geschichte und die Rolle der Frauen.
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Quelle: Photograph by Rama, "Commodore 2001 Series-IMG 0448b", CC BY-SA 2.0 FR, via Wikimedia Commons, Abwandlung vom Original; Design: Christian Duarte

Heute kaum noch vorstellbar: Programmieren war mal Frauensache. Mathematikerinnen brachten den ersten Universalrechner zum Laufen, erfanden Programmiersprachen und sorgten für moderne Arbeitsformen in der IT-Branche. Frauen bedienten und programmierten die raumgroßen Lochkarten-Anlagen ebenso wie die ersten elektronischen Großrechner. Diese vierteilige Artikelserie zeigt, wie Frauen mit Pioniergeist wegweisende Erfolge erzielten und warum sich das Image des Berufes so grundlegend änderte.


Teil IV – Programmiererin schult Manager

Die Aussichten für Frauen in der IT verschlechterten sich ab den 1960er Jahren. Ein Grund dafür: Computer wurden zunehmend als Management-Tool wahrgenommen, mit dem sich Arbeitsprozesse organisieren ließen.

So suchte 1959 die zentrale Technikstelle der britischen Regierung Männer mit Programmierkenntnissen fürs Management. Als sich keiner mit dieser Qualifikation fand, erhielt eine der Programmiererinnen den Auftrag, einen Manager zu schulen. Die Frau selbst war für die Beförderung nicht vorgesehen. [1]

Programmiererinnen wurden zwar technische Fähigkeiten zugeschrieben, aber nicht die intellektuellen für eine Position mit Verantwortung. Außerdem ging man selbstverständlich davon aus, dass eine Frau mit der Heirat ihre Berufstätigkeit aufgeben würde. Dabei war das Arbeitsverbot für verheiratete Frauen in Großbritannien bereits seit 1946 aufgehoben.

In Großbritannien setzte sich die strukturelle Benachteiligung fort: Mehrere junge Frauen wurden Mitte der 1960er Jahre in der Verwaltung und in der Industrie für den neuen Beruf des Programmierers ausgebildet. Sie wurden jedoch in ihrer Verantwortung eingeschränkt, weniger als ihre männlichen Kollegen gefördert. Ab den 1970er Jahren wurden sie nach und nach durch Männer ersetzt.

Ein Spielzeug für Männer

Es gibt Statistiken, die zeigen, dass in den USA der Anteil an Frauen in der Informatik zu sinken begann, als die ersten Personal Computer in größerer Zahl in die Haushalte einzogen. [2] Das war 1984. Die neuen Heimcomputer wurden damals ganz gezielt vermarktet: als Spielzeug für junge Männer. Auch die noch junge Games-Industrie witterte gute Geschäfte. In den folgenden Jahren wurden Computerspiele als Genre von Männern für Männer entwickelt. [3]

Die Forscherin Jane Margolis führte in den 1990ern hunderte Interviews mit Informatikstudierenden. Dabei stellte sie fest, dass Familien eher ihren Söhnen Computer kauften als ihren Töchtern. Offenbar hatte sich das Image durchgesetzt, dass ein PC mehr für Männer als für Frauen geeignet sei.

Und heute?

Der Frauenanteil in der IT geht weiter zurück: 2019 lag er in deutschen IT-Unternehmen bei 17 Prozent. Die Zahl der Absolventinnen eines Informatikstudiums liegt bei 19 Prozent. [4] Den typischen Programmierer stellt man sich heute als Mann in Hoodie und Sneakers vor, nicht als Dame mit kunstvoller Bienenkorbfrisur oder im adretten Kostüm.

Wenn Frauen in der Softwareentwicklung anerkannt werden wollen, haben sie es schwer. Lyndsay Scott muss sich böse Kommentare gefallen lassen, denn viele glauben nicht, dass ein Victoria’s Secret Model auch eine begabte Programmiererin sein kann. „Wenn ich die Kommentare hier anschaue, wundere ich mich ja, warum 41 Prozent der Frauen in technischen Berufen wegen einer feindseligen Arbeitsumgebung abbrechen. #worandaswohlliegt“, postete sie 2018 auf Instagram. [5]

Es gibt aber auch Protagonistinnen wie die Informatikerin und Google Vizepräsidentin Marissa Mayer, die mit ihrer Karriere Hoffnung macht. Die Computer Girls von morgen sollten sich von niemandem einreden lassen, dass Programmierung nur etwas für Männer wäre. Ein Blick in die Geschichte reicht.

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