Bindung Führung

Male Allyship: werdet aktiv!

Gastbeitrag von Imke Ohms, whyzer GmbH
  • Gleichberechtigung
  • MaleAllyship
  • Solidarität

Eine Gruppe von Menschen blickt lächelnd in die Kamera. Im Vordergrund steht eine Frau und streckt den erhobenen Daumen in die Kamera, die restlichen Menschen sind unschaarf im Hintergrund zu erkennen. Quelle: NDABCREATIVITY auf adobe.com

Imke Ohms brennt für das Thema Verantwortung. Diversität nachhaltig zu verankern und stetig zu reflektieren ist Teil ihrer Arbeit bei whyzer. Die Agentur hat sich darauf spezialisiert, Unternehmen dabei zu unterstützen, Digitalisierung verantwortungsvoll zu gestalten. In ihrem Gastbeitrag für Avanja schreibt Imke über ein Thema, das ihrer Meinung nach noch viel zu wenig im kollektiven Bewusstsein verankert ist: Male Allyship.


Dass Gleichberechtigung von 80 Prozent der Bevölkerung als etwas Positives wahrgenommen wird und Gleichstellung wichtig für die Gesellschaft ist, zeigt eine Studie des Bundesministeriums [1] aus 2021. Nicht nur, dass sie seit über 70 Jahren bereits in unserem Grundgesetz verankert ist, sie ist auch längst in den Unternehmen unter dem Stichwort “Diversity (-Management)” angekommen. [2] Die positiven Auswirkungen diverser Teams auf die Unternehmensperformance ist längst keine Neuigkeit mehr. [3]

Dennoch zeigen Befragungen, dass Frauen im (Berufs-)Alltag häufig Diskriminierung in Form von Sexismus erfahren. [4] Sexismus – das ist ein sehr unliebsames, negativ konnotiertes Schlagwort und sorgt bei vielen Menschen für eine Abwehrhaltung: “Sexistisch? Das bin ich nicht, ich bin ja für die Gleichberechtigung.” Besonders im Berufsalltag wiegt ein solches Wort schwer und oftmals wird angenommen es sei vermeintlich ein Vorwurf, der auf einer einzelnen Befindlichkeit gründet und somit subjektiv sei. Doch die Forschung zeigt: Sexismus hat System! [5] Die vielen Alltagserfahrungen von Frauen zeigen, dass es sich nicht um vereinzelte überkommene Vorurteile handelt. Vielmehr handelt es sich hierbei um strukturelle Diskriminierung, weil sich in diesen vielen Fällen unsere gesellschaftlichen Strukturen und Normen widerspiegeln. Diese Strukturen führen unter anderem auch dazu, dass Sexismus als Einzelfall oder als subjektiv deklariert werden und die Betroffenen immer wieder beweisen müssen, was sie tagtäglich erleben.

Ein Male Ally ist gelebte Solidarität

Es gibt ein Konzept, das die Aussage “Ich bin für Gleichberechtigung” tatsächlich in die Tat umsetzen will: Male Allyship, übersetzt also männliche Verbündete. Ein Male Ally ist jemand, der nicht Teil einer diskriminierten oder unterrepräsentierten Gruppe ist und daher in einer Position ist, in der er Macht und Privilegien hat. Als Male Ally ist er sich dieser Privilegien bewusst und setzt sich aktiv für diskriminierte Gruppen ein, um geschlechtsspezifische Ungleichheiten am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft zu beseitigen. Dabei übernimmt er jedoch nicht die Stimme der unterrepräsentierten Gruppe. Ein Male Ally hat verstanden, dass er auf Grund seiner Sozialisierung nur versuchen kann, sein sexistisches Verhalten auf ein Minimum zu reduzieren. Er versteht Situationen, in denen er auf diskriminierendes Verhalten hingewiesen wird als Chance zum Lernen. [6] Zusammengefasst: Ein Male Ally ist gelebte Solidarität.

Diese lange Definition von Male Allyship lässt sich auf acht ganz konkrete Handlungen herunterbrechen (siehe Topics unten). Wenn du ein Male Ally sein willst und deine Privilegien für andere einsetzen möchtest, findest du in der Checkliste (siehe Button) eine ausführliche Version mit diesen acht Handlungen, sowie weitere Tipps, wie du das Thema in deinem Unternehmen fördern kannst, um dich für Gleichberechtigung zu engagieren.

  1. Lernen, Lernen und nochmals Lernen. 
  2. Eigene Vorurteile erkennen und reflektieren.
  3. Mehrfachdiskriminierung (Intersektionalität) anerkennen.
  4. Sexismus in Schrift und Sprache abbauen.
  5. Situationsbewusstsein schärfen.
  6. Stimme erheben.
  7. Gleichberechtigung gestalten.
  8. Unbequeme Wahrheiten annehmen.

Disclaimer

Da sich dieser Artikel explizit auf Male Allyship bezieht, wird hiermit auch Binarität reproduziert. Zudem wird ausgeblendet, dass alle Menschen Allys sein können und es verschiedene Formen von Allyship gibt. Die Autorin hat an dieser Stelle explizit diesen Ansatz gewählt, um cis Männer anzusprechen und für das Thema zu gewinnen.

Quellen (wenn nicht bereits im Text verlinkt)
[2] El-Mafalani, Scheer, Yüksel, Handbuch Diskriminierung, Springer 2017, S. 357-383
[5] El-Mafalani, Scheer, Yüksel, Handbuch Diskriminierung, Springer 2017

Material-Sammlung für den Einstieg

Aus dem Internet

Podcasts

Bücher

  • Bola, JJ, Sei kein Mann. Warum Männlichkeit ein Albtraum für Jungs ist. München 2020.
  • Hasters, Alice, Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten, München 2020.
  • Ogette, Tupoca, Exit Racism. Rassismuskritisch denken lernen. Münster 2020.
  • Roig, Emilia, Why we matter. Das Ende der Unterdrückung. Berlin 2021.
  • Stokowski, Magarete, Untenrum frei, Reinbeck 2020.

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