Hast du eine Idee, wie IT-Unternehmen Frauen besser ansprechen können?
Es ist heutzutage normal, dass Unternehmen mit Floskeln um sich werfen, wenn es zum Beispiel um die Werte im Unternehmen geht. Da ist plötzlich jedes Unternehmen divers aufgestellt. Aber ich erkenne doch nur, ob das auch stimmt, wenn ein Unternehmen, das auch zeigt. Ich will auf der Website und auf Social Media sehen, wie das Team zusammengesetzt ist. Ich will junge und alte Menschen sehen, ich will Männer und Frauen sehen und Menschen mit dunkler und mit heller Hautfarbe. So sieht Diversität aus und das spricht dann auch Menschen an, die sich sonst nicht angesprochen gefühlt hätten. Manchmal muss man dafür erstmal den eigenen blind spot eruieren und bearbeiten. Ich finde hier die Aktionen der Charta der Vielfalt wirklich hilfreich. Da sind bei uns schon großartige Leanings, Revisionsprozesse und Ideen ins Rollen gekommen und das ganze Team zieht mit.
Viele Personaler:innen schrecken vor dem vermeintlichen Mehraufwand zurück, den ein Suchen nach „Talenten auf den zweiten Blick“ mit sich bringt. Warum lohnt es sich aus deiner Sicht?
Frauen, die zum Beispiel durch den Quer- oder Wiedereinstieg in die IT kommen, haben oft das Gefühl, dass sie nicht mehr up-to-date sind und ihre Ausbildung nicht so viel Wert ist, wie der Uniabschluss von jungen Frauen Mitte zwanzig. Dabei haben doch beide Karrierewege ihre Vorteile. Wir freuen uns über die Erfahrung, die eine Frau mit Mitte/Ende vierzig mitbringt. Ich weiß bei ihr, dass sie eine solide Grundausbildung hat, durch ihre Lebenserfahrung vieles sicherer einschätzen kann und ganz genau weiß, was sie will und wo ihre Stärken und Schwächen liegen. Sehr wahrscheinlich weiß sie ein gutes, faires Arbeitsklima zu schätzen und bleibt dem Unternehmen im besten Fall langfristig erhalten. Leider werden diese Menschen noch viel zu selten gezielt angesprochen. Da sind wir dann wieder beim Thema Netzwerke und Role Models, die in so einer solchen Situation unterstützen können.
Aber auch junge Frauen müssen gezielt angesprochen werden. Der jährliche Zukunftstag ist beispielsweise eine gute Möglichkeit, um Mädchen mit MINT-Berufen in Berührung zu bringen. Da sind vor allem die Lehrer:innen gefragt, entsprechend zu informieren. Denn wenn Schülerinnen nichts davon wissen, kann ihr Interesse auch nicht geweckt werden.